
Am 19. September 2021 wurden in der Christianskirche Ottensen drei Poet:innen von der Shortlist mit Preisen ausgezeichnet. Der erste Preis (1500 Euro) ging an Charlotte Florack (18) für „apfelstiegen“, der zweite (1000 Euro) an Ronya Othmann (28) für „garn, zwirn, faden, stich“ und der dritte (500 Euro) an Eva Burmeister (26) für „Eingeweicht“.

Die Beiträge der Shortlist 2022:
Nina Temann
disturbed cyclesIäußerst behelfsmäßige hülle in der ich michheute aufhalte, aber tragfähig, also bilden wireine wechselnde v-formation und ziehenüber den himmel. seht: grellgelbe blütenständegroßflächig angelegt, dies also wird unser erbe sein.die analyse-maschinerie spuckt noch nichts, nichtmalein muster und meine angebliche anomalie sitzt mirbissig im nacken, zwingt mich zum landen.wollen wir uns…
WeiterlesenPatrick Schild
blutkörperchen vater klopfte nie den herbstwind aus dem mantel hängte ihn ins haus als kinder lauschten wir dem sausen der windhunde in seinen taschen wenn wir mit weich gefeilten nägeln blätterten in alten fotoalben in denen die vertrauten bilder gilbtenin colloquien von wind und weinen ahnten wir der samen setzt…
WeiterlesenSamuel Kramer
[Suche] I Suche zum nächstmöglichen Zeitpunkt einen Raum für meine Wut,möbliert.Dringend. Ferner Klang, der sich beweisen lässt.Prämisse 1: Eine Anzeige, knapp, bittend.Prämisse 2: Von Wasser umgebene Städte. „Suche“ ist ein nasses Wort, das jede Form der Präzision aufweicht.Ich erschaffe den Tisch, die Zeitung darauf, das Tropfenvon der Decke. An einen…
WeiterlesenRegina Menke
zu tragen: ungefähr eine Ordnung, ungefähr eine 8. misstraue ihr nicht. der Ort, an dem sich Spuren zu Kreisen verziehen, ist dünn. wie viele Jahre braucht ein Körper, bis er aussieht, als habe er so viele Jahre gelebt? schlage ich Gruben in Wände, vermute dort Schutz. warte Innen, zu lernen,…
WeiterlesenAnnika Böttcher
ausgeflockt, eingelegt schnee.im januar ein bild im feld. man müsste das schweigen schreiben können. den sturm in worte fassen. und spätabends im dunkel daliegen, die wärme fremder hände ganz nah, die härchen im rückenaufgestellt. ich will mich verlassen können:dass der zug noch heute nacht entgleist, dass wir im gestöber liegen,…
WeiterlesenSophia Mariléne Merwald
es begann mit dem b, der freie einheit hieß vom tal aus erwachsen hoch und höhere hügel sich gebärdende gipfel formen im schlusswort: kuppe oder spitze verbergen die aussicht und vieles dahinter bleibt möglich davor schwebt man bloß als augenpaar steht man geschrieben für das wartende panorama dort droben außer…
WeiterlesenLiza Wandermaler
Aufgebrochen Es gibt keine Formen mehr. Sei, wer du immer schon warst. Doch öffnest du dich einmal, streichelt die Hand des Andern über die rauen Stellen deiner Konturen, die früher diktierten, wie und wo du zu enden hast. Aber du lächelst nur, während dein nächster Schritt, federleicht, doch bestimmt auf…
WeiterlesenLiv Thastum
Szene 1 eine Familie filmt Linien an der Grenze zum Beispiel blaue Fensterrahmen oder den orangenen Staub von Красногорівка Füße auf das Gras, etwas aufheben vielleicht sie warten auf den wieder Hall in den Einschusslöchern kann man kleine Schrauben verstecken im Schatten der platten Bauten fährt das Spielzeugauto einen Strich…
WeiterlesenLuca Skarupke
alles muss in die gläser wir gehenanschauen und abreissen lassen hinter uns:das frühstückszimmer, eigentlichhättest du das hörnchen angebissenvor deinem ersten bier schnell raus wir müssen den park sammeln gehnund alles was sonst noch passiertauf dem kottbusser damm du mit den augenich deine händeauf dem gehsteigan den wänden des viertelsdu mit…
WeiterlesenSlata Roschal
Ostersonntag Ein leichtes Dasein schwebt mir vorAls Stillleben mit Kröten und NarzissenUnd dann der Schnee im Fenster gegenüberAuf Seide eingerahmt zur Schau gestelltLässt man ihn liegen bleibt er bis zum HerbstTrägt man ihn fort dann schmilzt er binnen TagenIst unser Herr nicht heute auferstandenZerdrückte und zermalmte EierschalenFärben die Zähne weiß…
WeiterlesenLiz Preuss
Karpaty // Blau fahren Nimm diesen letzten blauen Zug durchs grüne Landfuhr mancher schon (niemand wie du)die Tasche ein Leben schwerdas ist die Eichedas ist die Buchedas ist die Höhe, in der dein Herz schlägtjetzt schon wenigernicht fahren zum Ankommenlass die Fingerspitzen am Fenster zurück Die Zehen tasten dein altes…
WeiterlesenRonja Lobner
Femme Maison Man steht da, versunken in den dagelassenen Dingen, derer die zu Besuch waren. Tassen auf dem Tisch. Oder der Tisch überhaupt. Die Farbflecken und Kopfschmerzen. Die Beulen und Risse in der Wand, die Andeutung an einen mit-dem-Kopf-durch-die-Wand-Menschen. Man betrachtet das Innenleben: Die Kacheln, Geschirr und die Flecken. Raum…
WeiterlesenLara Krejci
Das große Loch Am hellsten Tag gruben wir uns ein Loch und krochen hineines wird uns beschützen, damit wir frei sein könnendu wirst es schon noch verstehenwir setzten uns hinein und starrten den blauen Himmel anam Tag und auch in der Nacht konnten wir die Sterne sehen.wir haben in diesem…
WeiterlesenKatia Sophia Ditzler
WIR SIND ZURÜCK wir werden unsere Goldringe beim Leihhaus verpfändenwir werden keine guten Preise aushandeln könnender Ring meiner Großmutter wird einen Monat Brot wert seinwenn wir ihn nicht vorher verloren haben wir werden die Städte wieder aufbauensie werden schöner sein als jemals zuvorIch habe jetzt ein rotes Kleiddas zu keinem…
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