Karpaty // Blau fahren
Nimm diesen letzten blauen Zug durchs grüne Land
fuhr mancher schon (niemand wie du)
die Tasche ein Leben schwer
das ist die Eiche
das ist die Buche
das ist die Höhe, in der dein Herz schlägt
jetzt schon weniger
nicht fahren zum Ankommen
lass die Fingerspitzen am Fenster zurück
Die Zehen tasten dein altes Gegenüber
mit faltigen Händen und flüsternden Augen
das stumme H umarmend, die Lippen hängen am Innen von gestern und wie es neblig nachgeht
das ist sein Land, kein Halm Hoffnung
an der Schafweide rollen die Tränen
in Zuggeschwindigkeit
Also nimm sein letztes Hemd,
auch ich stahl ihm strahlend die Sonnenblumen
auf dem Wilden Feld bewarf ich die Sterne mit Kernen
sie knipsen im Mondschein Städte aus
Ptashynyy, da muss ich dir leider die Flügel brechen
lektion eins: Europa und das Fliegen lernen
Im Ra-ta-ta-tat
ein bisschen fluid sein, ins Tal hinabrennen
seufzend im Synwyr münden
seit acht Jahren hier Wasser schlucken
heute am Grund „Ertrinken“ prusten
blutrot im Herzen
rinnt es Gelb aus der Sonne
blau aus dem See und dem Sehnen
wir werfen nach, besorgte Blicke raunen
weil Bären schwimmen besser
in Nestern und Rettungsringen
lektion zwei: erkenne echte Launen
Was willst du machen
diesen Blumenkranz des Alten
ein Kranichheim bauen oder nochmal Alpen
schmecken schon lange nach Rauch,
zu Dunst verlesen lassen
mit Rücken auf Moos in Granatsplittern
Nimm dir das Kleid aus Korn und Öl
das war dein Land, die Glockenblume
läutet lila unsagbar Heimat
Karpaty, du siehst ja gar nicht anders aus
küss mir den Berghain für die Lilien
mein Schatz, wir sitzen im Glashaus